Hanfpflanze

Cannabiskonsum – was du wissen solltest 

Angesichts der aktuellen Debatte um die Legalisierung von Cannabis soll der folgende Artikel zur allgemeinen Aufklärung beitragen und über Cannabis, dessen Inhaltsstoffe, Wirkungen und Risiken informieren. 

Cannabissorten und Cannabinoide1

Es existieren mehr als tausend verschiedene Hanfsorten, die sich zu drei Familien des Cannabis zusammenfassen lassen: Cannabis Sativa, Cannabis Indica & Cannabis Ruderalis. 

Cannabis Sativa und Indica unterscheiden sich in ihrem Wachstum und kommen aus verschiedenen Herkunftsländern. Während Cannabis Sativa einen hohen Gehalt an Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) sowie einen niedrigen Gehalt an Cannabidiol (CBD) aufweist, ist die Cannabis Indica hingegen für ihre hohe THC- und CBD-Konzentration bekannt. Aufgrund dieses unterschiedlichen Gehalts an Cannabinoiden fällt das Wirkungsspektrum der Cannabissorten unterschiedlich aus. 

Cannabis Sativa wirkt v.a. berauschend und aktivierend, kann Lachanfälle fördern sowie die Kontaktfreudigkeit steigern. Hingegen wirkt Cannabis Indica eher entspannend und beruhigend. Allerdings unterscheiden sich die Sorten Indica und Sativa kaum genetisch voneinander, sodass sie leicht gekreuzt und Mischformen erschafft werden können.  

Cannabis Ruderalis ist eine kaum genutzte Cannabissorte. Sie besitzt einen niedrigen THC-Gehalt und einen relativ hohen CBD-Gehalt. 

Experten nehmen an, dass sich in Cannabis mehr als 80 verschiedene Phytocannabinoide befinden (Phytocannabinoide sind Cannabinoide, die von Pflanzen abgeleitet werden; sie sind strukturell ähnlich zu den Endocannabinoiden, die vom Körper selbst produziert werden). Zu den wichtigsten Phytocannabinoiden, die unterschiedliche Wirkungen haben, zählen neben THC und CBD auch Cannabinol (CBN), Cannabigerol (CBG), Cannabichromen (CBC). Für die medizinische Anwendung werden vor allem THC und CBD in Betracht gezogen. 

Freizeitkonsum: Wirkungen und Folgen  

Im Freizeitkonsum von Cannabis werden Marihuana bzw. Gras und Haschisch voneinander unterschieden. Als Marihuana werden die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze bezeichnet. Haschisch ist das meist gepresste Harz der Hanfpflanze, welches aus den Blüten oder Blättern gewonnen werden kann.2 

Neben den oben bereits geschilderten psychischen Wirkungen der Phytocannabinoide treten auch akute körperliche Wirkungen infolge des Cannabiskonsums auf. Dazu zählen eine erhöhte Pulsfrequenz, gerötete und juckende Augen, ein trockener Mund, gesteigerter Appetit, leichte Übelkeit und Schmerzlinderung. Zudem kann ein Risiko für Herz- und Lungenerkrankungen bestehen.³  

Neurobiologisch betrachtet, wirken beim Konsum von Cannabis die Phytocannabnoide auf das (körpereigene) Endocannabinoidsystem, dessen Cannabinoid-Rezeptoren im gesamten Körper verteilt sind. Insbesondere entfaltet sich die Wirkung von Cannabis in Gehirnarealen, die für Gedächtnis- und Lernleistungen, Emotionen und vegetative Prozesse zuständig sind. Nachdem sich die Phytocannabinoide im Gehirn an entsprechende Rezeptoren gebunden haben, wird unmittelbar Dopamin freigesetzt. Dies hat eine motivierende Wirkung und der Cannabiskonsum wird dadurch häufig positiv bewertet und wiederholt.  

Langfristig können sich eine Abhängigkeit und körperliche Entzugssymptome entwickeln. Letztere äußern sich beispielsweise in Form von Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen sowie beeinträchtigten Lern- und Gedächtnisvorgängen. Eine psychische Abhängigkeit besteht bei einem ständigen Verlangen nach der Substanz und dem Verlust der Kontrolle hinsichtlich des Zeitpunkts, der Situation und der Menge des Konsums. Zudem setzen abhängige Cannabiskonsument:innen den Konsum oft fort, auch wenn sie bereits eingetretene Schäden, ihr Desinteresse und ihre Gleichgültigkeit gegenüber alltäglichen Aufgaben wahrnehmen.³ 

Einstiegsdroge Cannabis?  

Im Rahmen der sog. Gateway-Theorien wird der Konsum von Cannabis als möglicher Wegbereiter für den Konsum von anderen illegalen Drogen angesehen.4 Obwohl der Konsum von illegalen Drogen häufig mit dem Gebrauch mehrere Substanzen einhergeht, ist diese umgekehrte Schlussfolgerung problematisch. Die Reihenfolge, in der Substanzen anfänglich konsumiert wurden, lässt sich schwer nachverfolgen und nur ein geringer Anteil der Personen, die Cannabis konsumieren, konsumiert später auch andere psychoaktive Substanzen.5 Schließlich ist Cannabiskonsum keine notwendige Voraussetzung für den Konsum von härteren Drogen.6  

Nichtsdestotrotz gibt es einige Argumente, die dafür sprechen, dass Cannabis als Einstiegsdroge verstanden werden kann:  
1. Durch den Konsum von Cannabis erhalten Konsument:innen leichteren Zugang zu anderen illegalen Substanzen. So besteht beispielsweise eher die Versuchung auch Kokain zu erwerben und auszuprobieren.7  
2. Eine individuelle Anfälligkeit kann die Wahrscheinlichkeit für den Konsum von psychoaktiven Substanzen ganz allgemein erhöhen. Dies wäre z.B. der Fall, wenn Personen ein andauerndes Bedürfnis nach Nervenkitzel mit einem Drogenkonsum zu stillen versuchen.8  
3. Biologische Effekte von Cannabis auf das Gehirn könnten die Neigung steigern, den Konsum von Cannabis aufrechtzuerhalten oder den Konsum auf andere Substanzen auszuweiten.4 

Macht Cannabiskonsum psychotisch?  

Der psychoaktive Wirkstoff THC der Cannabis-Pflanze ist hauptverantwortlich für den Rausch beim Cannabiskonsum. Er kann auch kurzzeitige psychotische Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen, schwerwiegende Denk- und Verhaltensstörungen sowie Störungen des Antriebs und der Motivation hervorrufen.9 Diese enden häufig wieder mit der Abstinenz der Substanz. 

Allerdings zeigte sich in Studien auch ein langfristiger Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychotischen Erkrankungen. So stehen die Häufigkeit und die Intensität des Cannabiskonsums vor Ausbruch der Erkrankung mit der Entwicklung der psychotischen Symptomatik in Verbindung. Dabei sind Menschen mit starkem Konsum im Vergleich zu Menschen mit garkeinem Konsum in der Vergangenheit knapp viermal häufiger betroffen. Zudem gilt: Je stärker der Konsum, desto höher das Risiko.10  

Die Annahme, dass bei der Entstehung von psychotischen Erkrankungen dem Cannabiskonsum eine ursächliche Rolle zukommt, bleibt allerdings umstritten. Es ist auch denkbar, dass aufgrund erster präpsychotischer Symptome die Wahrscheinlichkeit für einen Cannabiskonsum steigt oder ein Mischgebrauch von Cannabis und Tabak für das erhöhte Risiko verantwortlich ist.11 Zudem müssen auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Risikofaktoren wie genetische Faktoren, traumatische Erlebnisse oder mit dem THC-Gehalt in Betracht gezogen werden.12  

Schließlich kann die Frage, welchen Einfluss der Konsum von Cannabis auf die Entstehung von psychotischen Erkrankungen hat, (noch) nicht abschließend beantwortet werden.  

Quellen:  

1 Latour, A. (16.10.2019). Cannabis Sorten: Indica, Sativa und Ruderalis – Das sind die Unterschiede. Leafly. Abgerufen am 08.03.2022, von https://www.leafly.de/indica-sativa-ruderalis-cannabis-sorten/ 

2 Deutscher Hanfverband. Was ist der Unterschied zwischen Hanf, Cannabis, Haschisch und Marihuana? Abgerufen am 08.03.2022, von https://hanfverband.de/faq/was-ist-der-unterschied-zwischen-hanf-cannabis-haschisch-und-marihuana 

³ Küfner, H., Pfeiffer-Gerschel, T., & Hoch, E. (2020). Störungen durch den Konsum illegaler Substanzen (Drogenkonsumstörungen). In Klinische Psychologie & Psychotherapie (pp. 865-891). Springer, Berlin, Heidelberg. 

4 Kandel, D. B., Yamaguchi, K., & Chen, K. (1992). Stages of progression in drug involvement from adolescence to adulthood: further evidence for the gateway theory. Journal of studies on alcohol, 53(5), 447-457. 

5 Wittchen, H. U., Behrendt, S., Höfler, M., Perkonigg, A., Rehm, J., Lieb, R., & Beesdo, K. (2009). A typology of cannabis-related problems among individuals with repeated illegal drug use in the first three decades of life: evidence for heterogeneity and different treatment needs. Drug and alcohol dependence, 102(1-3), 151-157. 

6 Hall, W., & Pacula, R. L. (2003). Cannabis use and dependence: public health and public policy. Cambridge university press. 

7 Wagner, F. A., & Anthony, J. C. (2002). From first drug use to drug dependence: developmental periods of risk for dependence upon marijuana, cocaine, and alcohol. Neuropsychopharmacology, 26(4), 479-488. 

8 Morral, A. R., McCaffrey, D. F., & Paddock, S. M. (2002). Reassessing the marijuana gateway effect. Addiction, 97(12), 1493-1504. 

9 Murray, R. M., & Di Forti, M. (2016). Cannabis and Psychosis: What Degree of Proof Do We Require?: Cannabinoids and Psychotic Disorders. Biological psychiatry, 79(7), 514-515. 

10 Marconi, A., Di Forti, M., Lewis, C. M., Murray, R. M., & Vassos, E. (2016). Meta-analysis of the association between the level of cannabis use and risk of psychosis. Schizophrenia bulletin, 42(5), 1262-1269. 

11 Macleod, J., Smith, G. D., Hickman, M., & Egger, M. (2007). Cannabis and psychosis. The Lancet, 370(9598), 1539. 

12 Gage, S. H., Hickman, M., & Zammit, S. (2016). Association between cannabis and psychosis: epidemiologic evidence. Biological psychiatry, 79(7), 549-556.