Die Bäume stehen als Metapher für Essstörungen.

Essstörungen – Wenn sich alles um‘s (nicht) Essen dreht

Essstörungen gehören zu den häufigsten chronischen, psychischen Störungen im Erwachsenenalter.
Die Entwicklung einer Essstörung beginnt jedoch meist bereits im Jugendalter. 1
Im Wesentlichen unterscheidet man drei Hauptformen von Essstörungen:

  1. Anorexia nervosa
  2. Bulimia nervosa
  3. Binge-Eating-Störung

Allen drei Störungen liegt ein problematischer Umgang mit dem Verzehr von Nahrungsmitteln zu
Grunde. Obwohl sich die zentralen Symptome der Störungen unterscheiden, können sich diese
verändern und in eine andere Form von Essstörung übergehen. 2

Was ist Anorexie? 3

Die Grundsymptome der Anorexia nervosa sind eine starke, bewusste Einschränkung der
Nahrungsaufnahme bzw. wiederholte gegensteuernde Maßnahmen (z.B. Erbrechen, Abführmittel
oder exzessiver Sport) und starkes Untergewicht. In der Alltagssprache wird sie häufig auch als
Magersucht bezeichnet. Betroffene haben häufig eine beherrschende Angst vor Gewichtszunahme
und eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers (Körperbildstörung), die dazu führt, dass sie
ihren Körper unabhängig vom tatsächlichen Gewicht als zu dick betrachten. Auch das Ausbleiben der
Menstruation kann bei Frauen als Anzeichen für Anorexie herangezogen werden, wobei zu beachten
ist, dass es dafür auch andere Gründe geben kann.
Der Schweregrad der Anorexie wird anhand des BMI festgestellt. Ab einem BMI von 17,5 oder
weniger (bzw. ab 15% unter dem Normalgewicht) spricht man von deutlichem Untergewicht, was in
Kombination mit weiteren Symptomen ein Diagnosekriterium für Anorexie darstellt.
Mögliche körperliche Folgen der Anorexie: 4

  • Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz, Hypothermie (niedrige Körpertemperatur)
  • Belastung der Nieren und des Magen-Darm-Trakts
  • Schwinden der Knochenmasse, sekundäre Osteoporose
  • Änderung des Hormonhaushalts, trockene Haut, brüchige Nägel, Haarausfall
  • Karies durch häufiges Erbrechen
  • Änderung der Elektrolytwerte -> Beeinträchtigung des Hirnstoffwechsels
    o Mögliche Konsequenzen: Müdigkeit, Gedächtnisstörungen, Herzrhythmusstörungen
    & sogar plötzlicher Tod

Was ist Bulimie? 5  

Die Grundsymptome der Bulimie sind wiederholte Essanfälle gefolgt von gegensteuernden
Maßnahmen (z.B. Erbrechen, Fasten oder exzessiver Sport) zur Verhinderung der Gewichtszunahme.
Die Essanfälle sind gekennzeichnet von dem Verzehr riesiger Nahrungsmengen innerhalb kürzester

Zeit und dem Gefühl des Kontrollverlusts. Betroffene sorgen sich ähnlich wie bei Anorexie in
übertriebenem Ausmaß über ihre Figur und ihr Gewicht. In Abgrenzung zur Anorexie kommt es bei
Bulimie jedoch nicht zu drastischer Gewichtsreduktion und Untergewicht.
Der Schweregrad der Bulimie wird anhand der Häufigkeit der gegensteuernden Maßnahmen pro
Woche festgestellt.
Mögliche körperliche Folgen von Bulimie:

  • Kaliummangel und Menstruationsprobleme durch häufiges Erbrechen
  • Gewebeverletzungen in Magen und Rachen, Zersetzung des Zahnschmelzes und Anschwellen
    der Speicheldrüsen durch häufiges Erbrechen
  • Diarrhoe und veränderter Elektrolythaushalt durch Verwendung von Abführmitteln
  • Unregelmäßiger Herzschlag

Was ist Binge-Eating? 6

Das Grundsymptom der Binge-Eating-Störung sind wiederholte Essanfälle. Die Essanfälle sind
gekennzeichnet durch ungewöhnlich schnelles Essen, alleiniges Essen, Essen über die Sättigung
hinaus sowie nachfolgende Schuldgefühle, Ekel und Deprimiertheit. Im Unterschied zur Bulimie und
Anorexie liegen bei der Binge-Eating-Störung weder Gewichtsverlust noch gegensteuernde
Maßnahmen vor. Die meisten Betroffenen sind adipös (BMI über 30).
Der Schweregrad der Binge-Eating-Störung wird anhand der Häufigkeit der Essanfälle pro Woche
festgestellt.
Mögliche körperliche Folgen einer Binge-Eating-Störung:

  • durch Adipositas: höheres Risiko für Typ-2-Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, Gicht,
    chronische Rückenschmerzen und Kopfschmerzen
  • Unabhängig von Adipositas: Schlafstörungen, Depressionen, Ängste, Reizdarmsyndrom

Wie entstehen Essstörungen? 7

Wie bei den meisten Erkrankungen wird auch die Entstehung von Essstörungen durch mehrere
Faktoren beeinflusst, ohne einen einzelnen, spezifischen Auslöser zu haben. Dazu gehören vor allem
genetische Faktoren, kognitiv-behaviorale Faktoren und sozikulturelle Faktoren. So könnte zum
Beispiel das Zusammenspiel einer familiären Veranlagung, einer restriktiven Diät und die Verbreitung
eines gewissen Schlankheitsideals im sozialen Umfeld und den Medien die Entstehung einer
Essstörung begünstigen.
Anlaufstellen, die Unterstützung für Betroffene anbieten, können Beratungsstellen,
Psychotherapeut:innen und Kliniken sein. Die Behandlung von Essstörungen findet meist ambulant,
in schweren Fällen aber auch stationär statt.

Quellen

1 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/essstoerungen.html
2 https://www.amboss.com/de/wissen/Anorexia_nervosa/
3 Kring A.M., Johnson S.L., Hautzinger M. (2019) Klinische Psychologie. 9 Auflage. Weinheim: Beltz. ISBN: 9783621286305
4 https://www.amboss.com/de/wissen/Anorexia_nervosa/
5 Kring A.M., Johnson S.L., Hautzinger M. (2019) Klinische Psychologie. 9 Auflage. Weinheim: Beltz. ISBN: 9783621286305
6 Kring A.M., Johnson S.L., Hautzinger M. (2019) Klinische Psychologie. 9 Auflage. Weinheim: Beltz. ISBN: 9783621286305
7 Kring A.M., Johnson S.L., Hautzinger M. (2019) Klinische Psychologie. 9 Auflage. Weinheim: Beltz. ISBN: 9783621286305